Weniger Englisch in der französischen Sprache
Das Franglais kommt langsam aus der Mode, das behauptet zumindest unsere Gastbloggerin Fabienne von C’est Fab. Junge Franzosen bevorzugen wieder das wunderbar altmodische Ur-Französisch. Und Präsident Macron trägt ebenfalls seinen Teil zur Hinwendung zum Französischen bei.
Lange Zeit war es in Paris „fashion“, englische Ausdrücke zu nutzen. Zwar wurden sie mit einem französischen Akzent ausgesprochen, doch das änderte nichts an der Tatsache. Nun scheint dieser Trend vorbei zu sein, denn junge Pariser sagen wieder „collaborer“ anstatt „coworking“. Die coolsten Girls bezeichnen sich selbst nicht mehr als „cool“ oder „fun“. Sie sind vielmehr „des belles personnes“. Das Wort „gadgets“ wurde inzwischen zum Horror-Begriff erklärt, man nutzt viel lieber „de beaux objets“. „Has been“ wurde zu „fini“ (vorbei), „démodé“ (aus der Mode) oder stärker noch zu „ringard“ („überholt“ oder besser gesagt das Gegenteil von hip).
Simone, Polette und Marcelle
Die „concept-stores“, denen man in den Pariser Einkaufsstraßen unvermeidlich begegnete, wurden in „Maisons“ oder „Ateliers“ umbenannt, und die beliebtesten Restaurants tragen Namen wie „Marcelle“ und „Chez Odette“. Die Einwohner von Paris gehen zum Sportmachen nicht mehr ins Fitness 3000, sondern zu „Chez Simone“. Die biologische Kosmetikmarke „Apoldine“ ist unglaublich beliebt, und die derzeit trendigste Brillenmarke nennt sich „Polette“ – noch so ein französischer Name aus der Vorkriegszeit. Und hier kommt der ultimative Beweis für den Rückschritt: die modernste feministische Bewegung unserer Zeit nennt sich Le Salon des Dames!
Neo-Nostalgie oder Anti-Globalisierung?
Ist diese Umkehr ein Signal dafür, dass die Franzosen wieder ihre eigene Sprache wertschätzen oder ist dies vielleicht eine Form von Anti-Globalisierung? Tatsächlich gibt es derzeit in Frankreich die Forderung, wieder mehr „Made in France“ zu konsumieren und zu kaufen, was sich moderne, junge Franzosen auch zu Herzen nehmen. Hipsters lieben nun einmal Nostalgie, Schlichtheit und Storytelling. Dem französischen Soziologen Patrice Duchemin zufolge, ist die derzeitige Frankophilie viel mehr als ein Mode- und Marketingtrend. Vor allem die Generation Y ist zwar extrem digitalisiert, jedoch auch sehr konservativ. Die Wiedereinführung von „früher“ bietet ihnen einen sicheren Hafen in Zeiten von Globalisierung und Robotisierung.
Poudre de perlimpinpin
Eine wichtige Rolle spielt auch der Sprachgebrauch des literarisch gebildeten, französischen Präsidenten Macron. Ihm ist es zu verdanken, dass das kaum mehr verwendete „poudre de perlimpinpin“ (angebliches Wunderpulver) wieder in aller Munde ist. Vor Kurzem kam sogar ein Buch über Macrons Sprachgebrauch mit dem Titel Le Petit Macron de la langue française auf den Markt, in dem seine „100% franco-français“-Ausdrücke stehen und das den Eindruck hinterlässt, als ob er auch „En Marche“ ist, um die französische Sprache in aller Ehre wiederherzustellen.
C’est Fab ist ein niederländisches Büro für französische Geschäftsbeziehungen. Die Gründerinnen Fabienne und Muriel entwickelten ein Paket mit zielgerichteten Sprach- und Kommunikationsprogrammen, die bei Verhandlungen mit französischen Geschäftspartnern hilfreich sind.
Dies ist die gekürzte, überarbeitete und ins Deutsche übersetzte Version der Kolumne Anglicismes zijn passé in Frankrijk, den kompletten niederländischen Artikel könnt ihr hier lesen. Fotos: CC/Nicky Bouwmeester (Bistro Marcel), CC/FB Restaurant Marcelle
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